Bis 1994 fand auf dem südlichen Teil des Geländes beim Potsdamer Platz, nahe dem Reichpietschufer, ein Flohmarkt statt. Er hieß Krempelmarkt, war jahrelang der Flohmarkt schlechthin in Berlin und wurde seitdem von keinem Nachfolger getoppt. Die einzige ernstzunehmende Konkurrenz, nämlich der Flohmarkt an der Straße des 17. Juni richtete sich mehr an Interessenten für Antiquitäten, während auf dem Potsdamer Platz alles angeboten wurde. Einige Profis hatten sich Gebiete mit Bauzäunen abgesteckt und darauf Geräte und Möbel aus privaten Haushalten und Betrieben abgestellt, während andere lastwagenweise ihre Sachen in Bananenkisten heranfuhren und großflächig ausbreiteten.
Viele Anbieter stammen aus der Türkei und so herrschte auf dem Flohmarkt wahrhaft ein multikulturelles Miteinander, das 1989 mit dem Auftauchen von polnischen privaten Anbietern an Lebendigkeit zunahm. Die Polen buchten meistens keine Standflächen auf dem offiziellen Flohmarkt, sondern legten ihre Waren außerhalb der Einzäunung auf den Boden oder nutzten den Platz vor dem nahe gelegenen Kulturforum. Ab 1990 wurden sie mit zahlreichen Reisebussen nach Berlin gefahren oder reisten mit eigenen PKW an, dessen Motorhauben zur Warenauslage wurden.
Kaviar und Krimsekt
Sie brachten russischen Kaviar, Krimsekt, Matrjoschka Puppen und Würste mit und stellten rasch fest, dass ihre zuerst angesetzten Preise viel zu niedrig waren. Sie konnten das Doppelte bis Dreifache herausschlagen, um immer noch konkurrenzlos preiswert zu sein. Eine Dose echten Kaviar für 10 – 20 DM konnte man woanders nicht erwerben. Die Zweifel über seine korrekte Kühlung waren inbegriffen, aber wer konnte bei solchen Schnäppchen schon widerstehen? Am Ende des Tages sahen solche Handelsflächen aus wie Müllkippen, jedoch schritt niemand ein, um dem Treiben ein Ende zu setzen. Ehrlich gesagt, hat es Spaß gemacht und war recht unterhaltsam.
Der Krempelmarkt fand auf einer Sandfläche statt, die im Sommer staubig war und in anderen Zeiten nass mit riesigen Pfützen, die sogar Schwäne anlocken. Im Winter konnte es eisig kalt sein mit glatten, Eisflächen. Sie hielten weder Käufer noch Verkäufer ab, an dem Spektakel teilzunehmen.
Das Angebot war unglaublich. Neben Trödel jeder Art aus den vorangegangenen Jahrzehnten wurden große Drahtrollen, Werkzeuge, Schaufensterpuppen, gewaltige Mengen Kleidung, Fahrräder in den unterschiedlichsten Zuständen, Schallplatten, Bücher und viel mehr ausgebreitet.
Nach der Grenzöffnung (1989) zwischen Ost- und West Berlin erweiterten DDR-Uniformen und Medaillen sowie russische Fellmützen und Reste der Grenzanlage das Sortiment. Dieser Flohmarkt war auch über Berlin hinaus weit bekannt und zog sogar Touristen an.